Dies ist ein Text für einen Menschen, der mir mal sehr viel bedeutet hat. Die Zeit hat uns zu Fremden gemacht und ich habe ihn seit Anfang der 1. Klasse nicht mehr gesehen. Vincent. Mein 1. Freund. Kindergartenliebe. Alle sagen immer, dass der Kindergarten die schönste Zeit war, denn damals war das größte Drama, wenn dir jemand deine Puppe weggenommen hat, oder deinen Platz am Tisch geklaut hat. Aber das stimmt nicht, denn schon im Kindergarten gab es Liebe, Kindergartenliebe. Das erste Zusammentreffen von Jungs und Mädels. Das erste Händchenhalten, der erste Kuss auf die Backe, der erste zarte Kuss auf den Mund. Ja, damals bin ich stolz zu meiner Mutter gerannt, weil Vincent mir einen Rucksack geschenkt hat, der Rucksack war hässlich, aber ich behielt ihn trotzdem, weil Vincent ihn mir geschenkt hatte. Er hat mich zu seinem Geburtstag eingeladen, als einzigstes Mädchen. Die Einladung in der Hand lief ich freudestrahlend auf meine Mutter zu & drückte sie ihr in die Hand. Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht, im Sandkasten, auch das erzählte ich meiner Mutter, ich saß auf ihrem Schoß und sagte: „Ich heirate ihn, ich hab Ja, ich will gesagt, wie die das immer in der Kirche machen“ Ja, ich war Stolz auf meinen Freund. Dann wurde ich 6 Jahre alt. Ich wusste, in einem halben Jahr muss ich in die Grundschule. Ich machte mir nicht groß Gedanken darum, denn ich war viel zu sehr damit beschäftigt an Vincent zu denken & mich mit ihm zu treffen. Doch plötzlich war das halbe Jahr um, ein Abschiedsfest wurde gefeiert und ich dachte ich sehe Vincent nach den Ferien wieder, in der 1. Klasse, aber ich habe mich getäuscht, er war nicht bei meiner Einschulung und auch nicht in meiner Klasse. Ich sah ihn nie wieder. Damals hab ich gedacht, ich könnte nicht ohne ihn lieben. Ich wusste jedoch nach einem Jahr nur noch seinen Namen und all das was wir erlebt hatten, doch ich dachte nicht mehr so oft an ihn, ich hatte andere Dinge zu tun. Ich habe ihn auch nicht wirklich vermisst, auch als ich begriff dass ich ihm ja mein Ja-Wort gegeben hatte war es mir egal. Als eine Einladung zu seinem 7. Geburtstag in meinem Briefkasten lag ignorierte ich sie und meine Mutter sagte bei seiner Mutter ab. Danach hat er sich nie mehr gemeldet. Ich weiß nicht wo er jetzt wohnt, ob seine Eltern geschieden sind und auf welche Schule er geht. In der 6. Klasse habe ich seine Mutter mal getroffen, ohne ihn. Wir haben nicht groß geredet und ich habe sie auch nicht nach Vincent gefragt. Ich war längst glücklich mit jemand anderem… 
Jaja die alten Zeiten, jeder von uns hat so eine Geschichte denke ich, nur die meisten haben vergessen, sie aufzubewahren. Diese Zeit war nicht die schönste in meinem Leben, aber sicher eine der schönsten. Die schönste Zeit kann ich erst dann bestimmen, wenn ich in meinem Sterbebett liege, und meinem Urenkel meine letzten Worte ins Ohr flüstere ♥